Naturwunder Streuobstwiese

Traditioneller Obstanbau für mehr Nachhaltigkeit


Wir verraten dir, warum Streuobstwiesen so wertvoll für Mensch und Natur sind – und wie du mit Genuss etwas zu ihrem Schutz beitragen kannst.

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Hotspot der Biodiversität

Die ökologische Bedeutung von Streuobstwiesen


Mit bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten ist eine Streuobstwiese ähnlich artenreich wie ein tropischer Regenwald und bietet einen vielfältigen Lebensraum direkt vor unserer Haustür. Die Kombination aus „verstreut“ stehenden Obstbäumen und einer nur wenige Male im Jahr gemähten Wiese mit hohem Wildkräuteranteil ist eines der letzten Rückzugsgebiete für viele bedrohte Arten. Viele Streuobstwiesen werden deshalb von Naturschutzorganisationen und Vereinen gepflegt und dadurch geschützt. Streuobstwiesen beherbergen außerdem leckere historische Obstsorten und erhalten so, als eine Art lebendiger Gen-Speicher, die Vielfalt der Natur.

Streuobstwiesen erzeugen ihr eigenes ökologisches Gleichgewicht: Die Früchte gedeihen weitgehend ohne menschliches Zutun. Durch ihr weitreichendes Wurzelwerk versorgen sich die Bäume eigenständig mit Nährstoffen und Wasser. Gleichzeitig schützen sie den Boden vor Erosion. Die großen Baumkronen spenden wertvollen Schatten für Gräser und Wildkräuter und verhindern somit ein Austrocknen der Böden. Das Fallobst und der Laubabwurf liefern nicht nur Nahrung für Nutz- und Wildtiere, sondern auch für zahlreiche Insekten und Mikroorganismen, die an der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und am Aufbau von Humus beteiligt sind. Dieser wiederum ist ein bedeutender CO2-Speicher. Auch die Bäume an sich binden große Mengen CO2, sodass Streuobstwiesen dem Klimawandel entgegenwirken.


© Roman Eisele / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0, Streuobstwiesen bei Ammerbuch

Immaterielles Kulturerbe

Streuobstwiesen als Teil der Geschichte

Streuobstwiesen sind seit Jahrhunderten Teil unserer Kulturlandschaft und haben diese entscheidend mitgeprägt. Schon im Mittelalter wurden sie angelegt und dienten als wichtige Nahrungsquelle. Viele Sorten von damals lassen sich noch heute auf unseren Streuobstwiesen finden. Mit insgesamt ca. 6.000 verschiedenen Obstsorten und ihrer extensiven Form der Bewirtschaftung sind Streuobstwiesen heute ein lebendiges Zeugnis vergangener Zeiten – und wurden deshalb 2021 von der UNESCO als „Immaterielles Kulturerbe“ anerkannt. Doch seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind ca. 70 % aller Streuobstwiesen verloren gegangen. Denn nach den Kriterien der industrialisierten Landwirtschaft gilt der Streuobst-Anbau als nicht mehr zeitgemäß. Von 1957 bis 1974 zahlte die Europäische Gemeinschaft sogar Rodungsprämien zur Beseitigung von Hochstämmen. Monokulturen mit hohem Flächenertrag, aber auch einem großen Einsatz an Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln erschienen der Politik und den Landwirt*innen moderner. Mit jeder Obstwiese ging ein kleines Paradies für Mensch und Natur verloren – und noch immer ist die Zahl der Streuobstwiesen rückläufig.

Streuobstwiesen schützen

Gemeinsam ein Stück Geschichte erhalten

Zum Glück wächst heute bei vielen Menschen wieder das Bewusstsein für die Bedeutung unserer Streuobstwiesen. Durch die Initiative von Anwohner*innen, Vereinen und Unternehmen werden sie in einigen Regionen geschützt und sogar auch neu angelegt. Auch wir geben unser Bestes, einen Beitrag zum Schutz unserer Streuobstwiesen zu leisten. Denn der Streuobst-Anbau ist sogar untrennbar mit unserer eigenen Geschichte verwoben: Vor 100 Jahren zog unser Gründerpaar Margret und Karl Voelkel mit einer mobilen Saftpresse durch die Dörfer der Elbtalaue, verarbeitete die Früchte der Streuobstwiesen aus der Nachbarschaft und legte so den Grundstein für die Naturkostsafterei.

Köstlichen Direktsaft aus Streuobst machen wir noch immer. 2001 initiierte Stefan Voelkel die Gründung des Bio-Streuobstvereins Elbtal e.V. und ist heute mit dem Pflanzmobil im ganzen Land unterwegs. Überall pflanzt er neue Bäume, darunter viele alte Sorten, und mit ihnen: Biodiversität und Zukunft. Eine Karte von den Pflanzungen findet ihr hier.