10. September 2019

Von Bio zu Demeter – (k)ein weiter Weg

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bio und Demeter? Und wie wird ein landwirtschaftlicher Betrieb biologisch-dynamisch?
Das staatliche Bio-Siegel allein setzt nur einen gewissen ökologischen Mindeststandard fest. Die Demeter-Richtlinien sind dagegen viel strenger, gehen mehr in die Tiefe und sorgen so für die nachhaltigste Form der Landwirtschaft. Demeter hat die höchsten Standards, steht für Vielfalt und Entwicklung, achtet die Natur, respektiert Tiere und Pflanzen, setzt sich für eine zukunftsorientierte Agrarkultur ein und verbindet Menschen zu einer Gemeinschaft, die in einem fairen Miteinander arbeiten.


Oder kurz und knapp:

Demeter ist die beste Bio-Qualität

Demeter-Bauern und -Hersteller leisten mit der biodynamischen Wirtschaftsweise erheblich mehr, als die EU-Bio-Verordnung vorschreibt. Das kommt der Qualität der Lebensmittel gleichermaßen zu gute wie der Umwelt. Die wesentlichen Punkte, die Demeter von Bio unterscheiden sind folgende:
o   Gesamtbetriebsumstellung: Biologisch-dynamisch gilt für den gesamten Betrieb – Teilbereiche, die nicht biologisch-dynamisch geführt werden, sind nicht gestattet.
o   100 Prozent des Futters muss Bio-Futter sein. 2/3 des gesamten Futters muss Demeter sein, bei Wiederkäuern muss der Demeter-Anteil bei 80 Prozent liegen. Mindestens 50 Prozent des Futters muss vom eigenen Hof oder einer Betriebskooperation stammen.
o   Verzicht auf das schmerzhafte Enthornen der Kühe.
o   Einsatz biologisch-dynamischer Präparate aus Kräutern, Mineralien und Kuhmist
o   Eigene Sorten und Züchtungsarbeit im Bereich Getreide, Gemüse und Geflügel. Bei Getreide dürfen nur samenfeste Sorten verwendet werden. Generell dürfen keine Sorten aus Zellfusionstechnik verwendet werden.
o   Nur wenige absolut notwendige Zusatzstoffe und Prozesshilfsstoffe sind in der Verarbeitung erlaubt. Jodierung, Nitritpökelsalz und so genannte natürliche Aromen sind verboten. Ausschließlich Aromaextrakte sind zugelassen.

… und dies sind nur die wesentlichen Punkte … Da hat ein Bauer ganz schön viel zu tun (und zu lassen), wenn er seinen Betrieb auf Demeter umstellen möchte. Das Schöne bei Demeter ist aber, dass Menschen und Betriebe nicht alleingelassen werden. Ja, es gibt neben der jährlichen EG-Bio-Kontrolle auch immer noch eine strenge Demeter-Verbandskontrolle. Doch sowohl in der Umstellungsphase, als auch danach gibt es im Demeter-Verband (regionale) Berater, Schulungen und Notfallratgeber, mit deren Hilfe die Umstellung zum Demeter-Betrieb sich vor allem natürlich und als logische Folge der Bio-Landwirtschaft anfühlt.
Wir als sehr aktives Mitglied des Demeter-Verbandes sind daran interessiert, die Demeter-Qualität in eine neue Größenordnung zu bringen – „langsam, besonnen und mit Augenmaß“, sagt Boris Voelkel, „mit den passenden Menschen und Prozessen.“
Deshalb fördern wir auch gern die Betriebe, die in ihrer Umstellung noch ganz am Anfang stehen – wie Sabato Petrosino.

Die Reise zum Demeter-Bauern

Südlich von Neapel in der Provinz Salerno liegt die Stadt Eboli, bekannt für Olivenöl und Milchprodukte, vor allem für Mozzarella di Bufala Campana.
Hier an der Südseite des Sele-Tals ist die Heimat von Sabato Petrosino. Umgeben von konventionellen Betrieben steht Sabato mit seinem Demeter-Hof etwas allein da.
Er hat es nicht leicht. Denn er muss die strengen Richtlinien des Demeter-Verbandes umsetzen, ohne sich fachlich mit seinen Nachbarn wirklich austauschen zu können.
Der junge Landwirt steht noch ganz am Anfang seiner Reise. Um keine Fehler zu machen, setzt er noch keine Präparate selbst an, sondern kauft sie zu. Auf seinem Feld wachsen Erdbeeren, Zucchini, Salat, Bohnen, Kohlrabi und Rosenkohl. Dazu betreibt er eine Aprikosen- und Pflaumenplantage.
Für die Bestäubung hält er sich Bienen.
Auf ihrer Reise in Italien hat Annette auch ihn besucht, denn einige seiner Aprikosen werden bereits für uns geerntet. Sabato ist sehr bemüht und treibt die Demeter-Umstellung seines Betriebs engagiert voran. Wir freuen uns sehr, ihn dabei unterstützen zu können. Und wir sind uns sicher, dass er von Jahr zu Jahr nicht nur mehr Erfahrung im Demeter-Anbau bekommt, sondern auch Sicherheit, so dass er vielleicht schon bald einige seiner Nachbarhöfe dazu animieren kann, selbst auf Demeter umzustellen. Wir wünschen es ihm sehr. Denn ein tierloser Demeter-Hof ohne Verbindungen zu anderen Demeter-Betrieben hat es allein schon wegen der Mistdüngung schwer, die Richtlinien des Verbandes langfristig zu erfüllen. Und davon unabhängig ist es doch sehr viel schöner, wenn man sich zu einem Thema austauschen, sich helfen und ergänzen kann.
Der Umstellungszeitraum für Betriebe ist übrigens nach der EU-Öko-Verordnung sowie den Demeter-Richtlinien wie folgt definiert:

EU-Öko-Verordnung
Ernte: 12 Monate nach Umstellung = „in Umstellung“.
Aussaat: 24 Monate nach Umstellung = „Öko“.
Dauerkulturen: 36 Monate nach Umstellung = „Öko“.

Demeter
Wie EU Öko, aber zeitversetzte Umstellung (z.B. erst Pflanzenbau, dann Tierhaltung) muss innerhalb von fünf Jahren erfolgen.
Wenn der Betrieb schon 3 Jahre ökologisch anerkannt ist, kann die Umstellungszeit für Demeter verkürzt werden

Das Obst und Gemüse von Sabato hat eine hervorragende Qualität. Deshalb und auch, um ihn weiter auf seinem Weg zu unterstützen, werden wir zukünftig nicht nur Aprikosen, sondern auch Erdbeeren bei ihm kaufen. Denn auch wenn sein Hof noch kein „Traum von Demeter“ ist, entspricht er den Richtlinien und hat definitiv das Potenzial, ein „Traum“ zu werden. Dieses sollte eine Gemeinschaft wie der Demeter-Verband fördern. Denn es ist wie so oft im Leben ein Geben und Nehmen – ein Säen und Ernten.



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