28. August 2020

Feldforschung in einem kleinen Paradies: Stefans Reise auf die Azoren

Die Azoren, eine Inselgruppe mitten im Atlantik mit São Miguel, der größten der neun Inseln: Dorthin ist vor einigen Wochen Stefan Voelkel gereist.

Raues Klima, grüne Wiesen, blaue Hortensienhecken und Steinmauern – das sind die ersten Eindrücke, die Stefan auf São Miguel erfährt. Ein kleines Paradies mitten im Meer. Geographisch isoliert und einzigartig in seiner Natur ist hier der ideale Ort für ein Herzensprojekt, das Stefan zusammen mit Fabricio do Canto, dem Gründer von Meta Mate, initiieren möchte.

Moment mal, Fabricio sagt Euch doch was von einer früheren Reise? – Genau, mit ihm zusammen war Stefan bereits in Brasilien, um ein ganz ähnliches Projekt voranzutreiben – fürs Klima und die biologisch-dynamische Landwirtschaft.

 

Vor 100 Jahren sah es auf den heute von Milchwirtschaft dominierten Azoren landwirtschaftlich noch ganz anders aus. Der Anbau von Tee und Orangen ließ die Wirtschaft blühen. Eine wichtige Person dieser Zeit war Jose do Canto, der einen Hafen baute, um Großbritannien mit Orangen zu versorgen. Jose verbrachte den größten Teil seines Lebens damit, Pflanzen aus der ganzen Welt auf dieser Insel zu sammeln und heimisch zu machen, um Wälder und botanische Gärten zu schaffen, die mit einigen der großartigsten viktorianischen Gärten der Welt konkurrieren können. Do Canto brachte auch den Anbau von Tee von China auf die Azoren und schuf so bereits vor 100 Jahren die erste Teeplantage in Europa. Und wieder: do Canto? Das habt Ihr doch schon einmal gehört? – Oh ja, denn Fabricio do Canto trägt nicht nur den gleichen Nachnamen wie Jose, sie gehören derselben Familie an. Inspiriert und motiviert vom Schaffen Joses möchte Fabricio nun nach seinem biodynamischen Mate-Projekt in Brasilien in São Miguel zusammen mit Voelkel ein weiteres Demeter-Projekt aufziehen, um Wirtschaft und Natur wieder zu dem zu machen, was sie einmal waren. Deshalb reiste do Canto bereits im Juni auf die Azoren – mit der Absicht, im Herbst dann vollständig zu seinen Wurzeln zurückzukehren, Tee zurück und Mate neu auf die Azoren zu bringen und auf São Miguel zu bleiben.

Ein Demeter-Projekt mitten im Meer

Ein landwirtschaftliches Pflanz-Projekt inmitten einer Milchkultur und in dem rauen Klima des atlantischen Ozeans – ob die ortsansässigen Beteiligten Fabricio und Stefan da so folgen konnten? – Absolut. Gerade die junge Generation ist besonders interessiert daran, die einzigartige Natur und Kultur der Inselgruppe zu erhalten. Ihre einst guten Erfahrungen mit dem erfolgreichen Orangenanbau möchten sie nur zu gern wiederbeleben. Doch ihnen ist klar: Die klimatischen Bedingungen sind ebenso hart wie der Preiskampf am konventionellen Markt. Daher gibt es für sie nur einen Weg: die ökologische Landwirtschaft. Erst bio, dann biologisch-dynamisch. Denn nur im Demeter-Markt, in dem sie die qualitativ angemessenen, fairen Preise aufrufen können, haben sie eine Chance, langfristig zu bestehen. Und nur mit einem durchdachten Anbaukonzept fern der konventionellen Monokulturen können hier Orangen, Tee und andere Früchte gut wachsen. Der Schlüssel hierzu ist ein syntropisches Modell, in dem Orangen, Mate, Ananas und Maracuja in Mischkulturen angebaut werden. Das Prinzip: die Pflanzen in unterschiedlichen Höhen profitieren voneinander. So spenden die höheren Orangenbäume den kleinen z.B. Mate-Sträuchern und Ananaspflanzen ihren Schatten.

Das Prinzip von Syntropie

Der Schweizer Ernst Götsch war es, der eine neue Form der industriellen Landwirtschaft mit Blick auf unsere landwirtschaftlichen Wurzeln schuf: Eine Form von Agroforstwirtschaft, bei der das Pflanzen von Bäumen mit Ackerbau kombiniert wird. Er nannte es Syntropie, aus dem Griechischen kommend für „miteinander wenden oder drehen“. Die aus dem syntropischen Modell resultierende Biodiversität macht nach Götschs Erfahrungen Pflanzen widerstandsfähiger gegen extreme Wetterbedingungen und Krankheitsbefall. Also genau das Richtige für eine nachhaltige Landwirtschaft auf den Azoren – und das Verbinden des syntropischen Modells mit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft ist nur ein logischer Schluss in Sachen Umwelt- und Klimaschutz.

Der erste Schritt ist getan

Nicht nur die Jungen der Insel sind angetan von der syntropischen Demeter-Idee, sondern auch der Bauernverband sowie Regierungsvertreter der Inselgruppe. Mit ihnen haben sich Fabricio und Stefan bereits in ersten Projekt-Gesprächen abgestimmt und gehen nach positivem Feedback nun motiviert in die erste Phase der Umsetzung: die Demeter-Schulung der Bauern.

Ernst Götsch sagte einmal: „Wir müssen in die alte Zeit der traditionellen Landwirtschaft zurück, aber mit Hilfe der Technologie von heute.“ Altes Wissen mit modernen Innovationen kombinieren, das ist auch die Aufgabe, die wir uns bei Voelkel seit jeher stellen – in Verantwortung für Mensch und Natur.

 



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