2. Juni 2020

Eine Reise nach Indien – oder von Vätern und Töchtern

1990 war es, als Stefan Voelkel auf der BIOFACH Messe in Ludwigshafen auf Jake Jayakaran traf, Leiter des indischen Familienbetriebs Kurinji Farms, das bereits seit 1987 als erstes Unternehmen in Indien eine Bio-Zertifizierung bekam. Ein interessanter Kontakt, waren wir doch gerade auf der Suche nach einem geeigneten Mango-Lieferanten. Stefan erzählte Jake also direkt, dass er auf der Suche nach einer Bezugsquelle für Demeter Mangos sei. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Jake noch nie etwas von Demeter gehört und hielt es zunächst für eine Sorte Mango. Später sagte Jake: „Ich hatte gar keine Ahnung von dem, was Stefan da redet. Mir war das alles schleierhaft.“ Doch sein Interesse war geweckt.

Zurück in Indien fing Jake an, sich mit dem Thema Demeter intensiv auseinanderzusetzen und stellte fest, dass das Konzept der biodynamischen Landwirtschaft und das spirituelle Denken der indischen Kultur gut zusammenpassten. Unter der Beratung durch einen neuseeländischen Demeter-Experten wandelte Jake daraufhin seine Höfe in Pionierbetriebe für eine biologisch-dynamische Landwirtschaft um. 1993 erhielten die Kurinji Farms die Demeter-Zertifizierung und belieferten uns seitdem mit Demeter Mango-Mark.

Vom Geschäftsmann zum Demeter-Berater

Jakes Interesse war nachhaltig. Seine Begeisterung für Demeter ließ auch in den folgenden Jahren nicht nach. So entwickelte er sich selbst aus der Firmenleitung heraus zum einflussreichsten Demeter-Vertreter und Hauptverbreiter der biodynamischen Landwirtschaft in Indien. Und seine Arbeit ist noch lange nicht beendet. Er sagt:

 „In 30 Jahren wird Indien hauptsächlich Demeter-Farmen haben, wir Inder haben ein Wissen über kosmische Rhythmen und deren Einfluss auf die Pflanzenwelt. Es liegt nahe, dass wir die Demeter- Gedanken anwenden, um landwirtschaftliche Aktivitäten zu planen, mit denen die Bodenfruchtbarkeit und die Gesundheit von Pflanzen verbessert werden.“

Wie der Vater, so die Töchter

Seit 2003 führen nun schon Jakes Töchter Devhia und Sangeetha das Unternehmen unter dem neuen Namen Purple Hills. Die Schwestern sind zwei junge, aktive Frauen, die kompetent, interessiert und offen für Neues die Geschäfte leiten und so eine echte Bereicherung für uns und unsere gemeinsamen Projekte sind.

Aufgrund der guten Zusammenarbeit so vieler Jahre starteten wir deshalb nun auch unter der Leitung von Jakes Töchtern ein neues Projekt, den Anbau von Demeter-Ananas, das erste seiner Art. Um Ananas erfolgreich anzubauen, muss eine Menge stimmen. Vor allem braucht man eine Menge Land. Denn wer denkt, Ananas wächst ähnlich wie die Kokosnuss in größerer Zahl an Palmen, den müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Ananas wächst am Strauch. Pro Strauch gibt es nur eine heranreifende Ananas. Und das auch erst nach bis zu zwei Jahren.

Die größte Herausforderung war es also für Purple Hills, einen Landbesitzer mit ausreichendern Anbauflächen zu finden, der bereit ist, seine Landwirtschaft auf Demeter umzustellen. Diese Aufgabe hatten Devhia und Sangeetha bereits für uns gelöst, als Santiago aus dem Voelkel Einkauf im Januar zu ihnen reiste, um sich vom Fortschritt des Demeter-Ananas-Projekts zu überzeugen: Nobel John, ein Großlandbesitzer in Südindien freute sich bereits darauf, Voelkel und Santiago kennenzulernen. Gemeinsam begutachteten sie das Land, das er für unseren Ananas-Anbau vorgesehen hat.

An dieser Stelle sei gesagt: hier treffen wirklich Welten aufeinander. Nobel John ist als Großgrundbesitzer eine lokale Größe, die wie ein König behandelt wird. Da war es schon ein komisches Gefühl, dass die Aufgabe eines seiner Mitarbeiter ausschließlich daraus bestand, dafür zu sorgen, dass John weder nass noch dreckig wurde – auf dem Feld bei strömendem Regen keine leichte Aufgabe.

Doch trotz kultureller Unterschiede und immer in sehr enger Zusammenarbeit mit den sehr weltoffenen Devhia und Sangeetha verstanden sich alle gut. Alle Beteiligten freuen sich, dass dieses Projekt zustande gekommen ist und nun langsam wachsen kann.

 

Und Jake?

Jake ist verantwortlich für den sozialen Teil der Arbeit von Purple Hills – stets mit dem Ziel der Sensibilisierung für Moral und Bedeutung von Demeter und dem biodynamischen Anbau. Außerdem ist Jake der Präsident der Biodynamic Association of India und führt biodynamische Trainingsprogramme und Beratungen in Indien und China durch. In Tamil Nadu gründete er die „Biodynamik School“, eine Ausbildungsstätte für indische Landwirte, die dort einen 6-Monats-Diplomkurs in Biodynamischer Landwirtschaft absolvieren können. Voelkel unterstützt diese Schule finanziell.

Ein weiteres Projekt von Purple Hills ist übrigens der in 2000 m Höhe gebaute Bio-Dynamic Garden. Hier werden die für die Demeter Landwirtschaft wichtigen, europäischen Pflanzen an das indische Klima angepasst und zu biodynamischen Präparaten verarbeitet – für Purple Hills selbst und auch für andere Demeter Projekte in Indien.



Kommentare

Keine Antworten zu “Eine Reise nach Indien – oder von Vätern und Töchtern”

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.