23. Mai 2021

Demeter Landwirtschaft – Von Fruchtfolgen und Kompostpräparaten

Voelkel und Demeter, das geht seit der Gründung unserer Naturkostsafterei durch Margret und Karl Voelkel Hand in Hand. Denn bereits im eigenen Garten wirtschafteten unsere Gründer in den 1920er-Jahren nach den Prinzipien der anthroposophischen, biologisch-dynamischen Landwirtschaft. 

Demeter-Pioniere der allerersten Stunde, so darf und muss man die beiden wirklich bezeichnen. Ihnen war von Anfang an klar, dass die Natur und die Landwirtschaft in einem ausbalancierten und stabilen System funktionieren, welches von den Menschen unterstützt und nicht gestört werden darf. Nach diesen Prinzipien wirtschaften wir bei Voelkel auch heute – mehr als 80 Jahre nach der Gründung – noch immer: Von allen Naturkostsaftereien in Deutschland haben wir den höchsten Anteil an Produkten in Demeter-Qualität, bei den Gemüsesäften und mosten sind es sogar 100%. Einen so konsequenten Fokus auf biodynamische Erzeugnisse zu legen ist durchaus eine Herausforderung, um unseren Ansprüchen Rechnung tragen zu können jedoch alternativlos. Wir setzen uns für gesunde Lebensmittel aus gesunden Strukturen ein und sind uneingeschränkt überzeugt, dass Demeter die nachhaltigste Form der Landwirtschaft ist. 

Dementsprechend sind die Regularien des 1924 gegründeten und damit ältesten Bio-Anbauerverbands Deutschlands besonders streng: Der Einsatz von biodynamischen Präparaten, die Ausgestaltung der Höfe zu in sich lebensfähigen Organismenobligatorische Gesamtbetriebsumstellungen und der Verzicht auf Gentechnik und künstliche Zusatzstoffe machen die Umstellung auf biodynamische Landwirtschaft zu einem umfangreichen, aber definitiv nachhaltigeVorhaben. Der Kreis der Demeter-zertifizierten Betriebe wächst, ist aber noch immer exklusiv: Ca. 1.700 Landwirte, 320 Händler, 100 Hofverarbeiter und 140 Vertragspartner im Großhandel gibt es in ganz Deutschland. Dass das Angebot von Demeter-Produkten parallel zur Nachfrage steigt, haben wir uns zur Aufgabe gemacht und in den letzten Jahren zahlreiche Betriebe bei der Umstellung von biologischer (EU-Bio) auf die biologisch-dynamische Landwirtschaft (Demeter) unterstützt – sowohl in Deutschland, als auch im Rest der Welt. Doch es lohnt sich, denn nicht nur der besondere Geschmack und die hochwertigen Lebensmittel zeichnen das Demeter-Qualitätssiegel aus, es ist darüber hinaus gelebter Umweltschutz. Ganz besonders betrifft das unsere Böden, die dank biologisch-dynamischer Prinzipien ganz ohne chemische Düngemittel richtig fruchtbar sind und gesunde Lebensmittel für die Menschen produzieren können. 

Optimale Ruhezeiten durch Fruchtfolge 

Ein entscheidender Faktor beim Demeter-Anbau ist die Fruchtfolge. Ihr habt davon noch nie gehört? Ihr kennt es sicherlich, dass ihr im Sommer an Feldern vorbeifahrt, welche jedes Jahr mit Mais oder Raps bestellt sind. Das sind die sogenannten Monokulturen, also einzelne Pflanzenarten, die riesige Felder bedecken und das Jahr für Jahr. Die Pflanzen entziehen dem Boden wichtige Nährstoffe, ohne ihn mit neuen zu versorgen. Damit der Raps auch im nächsten Jahr wieder blüht und der Mais schön groß wird, müssen den Böden – unter großem Energieaufwand – daher künstliche Mineraldünger zugesetzt werden, die die Nährstoffe in den Boden zurückbringen. Die biodynamische Landwirtschaft verfolg einen anderen Ansatz in welchem die Äcker abwechselnd mit nährstoffzehrenden Früchte wie Kartoffeln, Körnermais oder Möhren und nährstoffgebenden Pflanzen wie Klee-Gras-Mischungen und Leguminosen bestellt werden. Das wird als Fruchtfolge bezeichnet und kann in unzähligen Kombinationen von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich gestaltet werden. Von zentraler Bedeutung  ist, dass nicht zu viele stark nährstoffzehrende Früchte aufeinander folgen, damit die Böden sich wieder voll regenerieren können. Es entsteht also eine Art Wellenbewegung, in denen die Böden in den Jahren des Möhren-Anbaus viele Nährstoffe an die Früchte abgeben und beim Anbau von stickstoffsammelnden Kulturen wie Lupinen, Kleegras oder Ackerbohnen viele Nährstoffe aufnehmen. Denn diese Pflanzen sind in der Lage den Stickstoffden wichtigsten Pflanzennährstoff, aus der Luft zu binden. Nach der Vegetationsperiode werden die Pflanzen abgemäht und oberflächlich in den Boden eingearbeitet. Dort machen sich natürliche Helferlein, wie Regenwürmer und Mikroorganismen, ans Werk die organische Masse einzuarbeiten und Humus aufzubauen. Außerdem lockern die Zwischenfrüchte mit ihren tiefwachsenden Wurzeln den Boden auf und ermöglichen damit ein reichhaltiges Bodenleben.  

Die Verlebendigung des Bodens durch Kompost und Kompostpräparate 

Durch eine sorgfältig geplante Fruchtfolge sind die Böden bereits mit vielen Nährstoffen versorgt und ideal vorbereitet auf den Frühling. Um die Fruchtbarkeit und den Humusaufbau zu steigern, wird der tierische Mist kompostiert. Das ist eine Besonderheit im biologisch-dynamischen Anbau. Zur Unterstützung dieses Prozesses werden verschiedene Präparate angewendet. Hier wird unterschieden zwischen den sogenannten Kompost- und den Spritzpräparaten. Zu Beginn der warmen Jahreszeit, in der es vorrangig um die Verlebendigung der Böden geht, kommen die Kompostpräparate zum Einsatz. Dabei wird der Kompost mit sechs verschiedenen Präparaten angereichert, die dabei helfen den Kompostierprozess zu unterstützen und eine harmonische Verrottung, bzw. den Aufbau der Böden zu fördern. Diese Prozesse helfen nachweislich beim Humusaufbau und sind essentiell für eine gesunde Bodenstruktur. Jedes Präparat hat dabei eine besondere Funktion und wird aus den Heilpflanzen Baldrian, Löwenzahn, Brennnesseln, Kamillen, oder Schafgarbe hergestellt. Auch Eichenrinde dient als Präparat, welches zum Beispiel pilzliche Erreger hemmt und Kalziumprozesse unterstützt. Baldrian wird zu einem flüssigen Präparat verarbeitet, die anderen Pflanzen zu einer Art Granulat, weshalb sie als feste Präparate bezeichnet werden. 

Um die Wirksamkeit der Präparate zu gewährleisten, werden sie natürlich nicht einfach über den Kompost gestreut, oder willkürlich untergegraben. So könnten die wertvollen Zugaben einfach verwehen, oder zu konzentriert an einzelnen Stellen auftauchen. Die Trockenpräparate werden daher in kleine Kompostkügelchen eingesetzt und dann in die Mitte des Haufens eingearbeitet, damit die Wirkstoffe sich ideal verteilen können. Das flüssige Baldrianpräparat wird in sehr kleinen Mengen mit lauwarmen Grund- oder Regenwasser vermischt und durch 10-20 minütiges Rühren in einem Holz- oder Steinguttopf dynamisiert, bevor es mit einer Gießkanne über den Komposthaufen gegeben wird. Nach der Anreicherung des Komposts ruht dieser, damit die Wirkstoffe sich entfalten können, bevor er auf den Demeter-Äckern der Landwirte ausgebracht wird. 

Jetzt müssen die Pflanzen nur noch in Keimstimmung versetzt werden und fleißig wachsen, was durch die Spritzpräparate gefördert wird.

Wir freuen uns, dass wir euch die Demeter-Landwirtschaft weiter näherbringen können – und wer weiß? Vielleicht könnt ihr mit diesem Wissen sogar bald selber leckeres und vitalisierendes Demeter-Gemüse in eurem eigenen Garten anbauen.



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